Uganda – Ruanda garantiert außergewöhnliche Begegnungen mit unseren Primaten
Diese besondere Inforeise machte selbst den erfahrensten Weltenbummler sprachlos – doch der Reihe nach…
Vor dem Erlebnis kommt die Anreise. Nach einem angenehmen Nachtflug mit Ethiopian Airlines ab Frankfurt kommt das weniger angenehme Vergnügen des mehrstündigen Transferstopps auf dem etwas „anstrengenden“ Airport von Addis Abeba. Nach einem weiteren kurzen angenehmen Flug empfängt uns leichter Regen in Entebbe…
Keine Überraschung, da diese Reise doch in der Hochsaison des Niederschlags stattfindet, aber auf das Wetterfazit verweise ich hier schon mal an das Ende dieses Reports. Der Vollständigkeit halber der Hinweis an dieser Stelle, dass alternativ auch Tagesflüge mit Brussels Airlines oder KLM zur Auswahl stehen.
In einem separaten Teil des Airports von Entebbe ist auch eine der größten UNO-Basen für Hilfsflüge in der Region beheimatet. Diese Basis erlangte als ehemaliger Passagierairport traurige Berühmtheit als Terroristen 1976 eine Air France Maschine von Tel Aviv nach Paris kaperten, in Entebbe landeten um Terrorgenossen frei zu pressen und einem israelischen Spezialkommando die Befreiung gelang – anders als 1977 in Mogadischu durch die GSG9 – OHNE, dass das Regime von Idi Amin zur Zusammenarbeit bereit war.
Hier schiebe ich einen Exkurs ein, da ich 3 Tage früher angereist bin, um ein paar weitere Möglichkeiten von Uganda zu erleben. Mit meinem engagierten und sehr aufmerksamen Guide Robert führt die Fahrt über ca. 1 h nach Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Sorry Kampala, aber es gibt dort wirklich nur ein Highlight und das ist noch sehr belastend und berührend:
Ich erhalte eine Führung am Königspalast (der heute nur noch 1-2 Mal im Jahr vom König genutzt wird und auch ansonsten leer ist) und wundere mich nach einer Einweisung in die politische Gegenwart über den kurzen Weg durch die Gartenanlage, worin ich kein Ziel und somit keinen Sinn sehe…. bis ich vor einem großen Loch stehe, welches in einen nackten betonierten nur schwach vom Tageslicht erhellten Bunker von ca. 100 m führt. Der Guide führt mit bewegter Stimme aus, dass dieses der Folterbunker Idi Amins war, in dem hunderttausende willkürlich als Widerspenstige eingestufte Menschen gefoltert und durch Strom in Verbindung mit Wasser getötet wurden.
Nach diesem Einblick in die dunkle Geschichte der 70er Jahre von Uganda nach der Unabhängigkeit 1962 geht es weiter mit Robert in den Osten Ugandas nach Jinja, der viertgrößten Stadt des Landes. Ziel ist aber nicht die Stadt, sondern der Fluss: der Nil!! Hier am Austritt aus dem Victoriasee ist die Quelle klein und unscheinbar markiert. Eine kleine Bootsfahrt führt zu einer kleinen Insel mit Souvenirhütte und dem Fotoshootingspot mit dem Hinweisschild.
Die Übernachtung erfolgt in der hochwertigen „White Water Lodge“ – inklusive Bootstransfer auf eine Insel inmitten von Stromschnellen des Nils – ein hervorragender Ort um im wahrsten Sinne genussvoll eine erlebnisreiche und aufregende Ugandareise Revue passieren zu lassen.
Am folgenden Tag wird es endlich mal aktiv: Rafting auf dem bereits sehr breiten „Weißen Nil“!!! Ein wirklich tolles und SICHERES Erlebnis inklusive angekündigtem Kentern ins warme Wasser des zweitlängsten Flusses der Erde. Zugegeben vom angebotenen Kombinationserlebnis mit einem Bunjeesprung habe ich Abstand genommen.
Zurück in Entebbe empfange ich im bereits erwähnten Nieselregen die Gruppe und wir fahren in ein Flughafenhotel. Hier besteht die Auswahl zwischen unserem guten Businesshotel oder einer atmosphärisch lokal geprägten Lodge.
Der Nachtflug ist wie „weg geblasen“, – der nicht vorhandene Jetlag tut sein Übriges – wenn die erste gaaaanz nahe Berührung mit den „locals“ erfolgt. Ein Spaziergang durch ein Fischerdorf wird symptomatisch für die Eindrücke, die folgen sollten, was die Menschen Ugandas betrifft: Nicht von Reichtum gesegnet, aber egal ob jung oder alt, Mann, Frau oder Kind, alle verbreiten Herzlichkeit, sind neugierig und offen sich mit den „Fremden“ auszutauschen.
Am nächsten Tag kommt der lange „Ritt“ in 2 Landrovern in den Westen des Landes. Neben Robert ist Derek als Driverguide zu uns gestoßen und beide fahren uns kurzweilig, informativ und immer sicher über die Straßen und Pisten des Landes. Heute improvisieren wir auf unserem Weg mit Stopps bei sehr amüsierten Teepflückern und auf einem Gemüse- und Viehmarkt – lokales Leben pur halt.
Übernachtet wird heute in der Crater Safari Lodge, überraschenderweise an einem Kratersee – eine sehr stimmungsvolle und warmherzige Unterkunft. Am nächsten Morgen geht es wie übrigens immer quasi mit Sonnenaufgang weiter… Diese Tour ist nichts für Langschläfer und Morgenmuffel… Ziel sind im Kibale National Park die uns Menschen als Primaten ähnlichsten Wesen auf dem Planeten: Schimpansen!
An dieser Stelle ist mir wichtig schon mal dazulegen, wie die Begegnung mit den wilden Tieren, gleich ob Schimpansen, Berggorillas oder Golden Monkeys „organisiert“ ist:
Die Tiere sind frei und wild und werden nicht durch Futter angelockt. Familienverbünde gleich welcher Affengattung werden über Jahre durch lokale Ranger „habituiert“, d. h. nur durch steigende und sich annähernde Präsenz der Ranger gewöhnen sich die Tiere an die Anwesenheit von Menschen.
Sogenannte Tracker bewegen sich ganzjährig und tagsüber in der Nähe der Familienverbünde, folgen den Tieren auf Ihrem Weg durch die Regenwälder nach Nahrungssuche und geben diese Standorte an die Ranger durch, die die Besucher dann zu den Trackern und damit den Affenfamilien führen.
Zurück zu den Schimpansen, die mit über 90 % den Menschen am nächsten sind… oder umgekehrt. Viele schwirren durch die Baumwipfel und sind nur schwer zu „spotten“, aber einige tun uns den Gefallen und mümmeln genüsslich auf dem Boden sitzend, so dass wir Auge in Auge mit unseren Verwandten eindrucksvolle „Bilder schießen“ können.
Glücklich und verschwitzt geht die Fahrt weiter in Richtung Lake Edward oder genauer gesagt Kazinga Kanal. Wir fahren dabei von der nördlichen Hemisphäre in die südliche und natürlich darf der Fotostopp am entsprechenden Hinweisschild zum „0. Längengrad“ nicht fehlen.
Der nächste Tag beginnt mit einem „Game Drive“ – zugegeben für erfahrene Serengeti oder Etosha Traveller, die wir alle in der Gruppe sind, ein eher mäßig aufregendes Erlebnis. Aber schon viel aufregender ist die anschließende Bootsfahrt auf dem Kazinga Kanal kurz vor der Dämmerung, bei der die Kameras nur so klicken: Hippos „ohne Ende“, Wasserbüffel und ein Elefant nach dem anderen, der an der Wasserquelle auftaucht – da gehen die vielen großen und kleinen und für uns ja sehr fremden Vogelarten schon fast unter.
Auf Vorschlag unserer lokalen Agentur „Speke“ (übrigens ist der Inhaber Tony inzwischen bei uns eingetroffen und nimmt sich die Zeit uns bis zum Ende zu begleiten und die besten Buchungstipps zu geben) wird spontan und flexibel der nächste Tag umgeplant. Auf der Fahrt heraus aus dem Nationalpark kreuzt unseren Weg eine aus ca. 50 Tieren bestehende Elefantenherde mit Angehörigen aller Altersgruppen und beiderlei Geschlechts – wir gewähren ihr großzügig Vorfahrt, dafür müssen sie aber für vielfache Fotomotive herhalten. Weiter geht es fast den ganzen Tag über eine holprige Savannenpiste ins Kigezi Game Reserve. Ziel: „Baumlöwen“. Tatsächlich entdecken wir einen Junglöwen, 3 Löwinnen und einen Löwenmann schläfrig auf den Ästen eines Feigenbaumes sitzend in der Mittagssonne – nun nicht ganz korrekt… der Junglöwe ist gar nicht schläfrig, langweilt sich sichtbar und will mangels gleichaltriger Artgenossen mit seiner Mutter spielen, die wenig bis kein Interesse daran zeigte…
Die Fahrt geht weiter in die extra kurzfristig für uns aus dem „Regenzeitschlaf“ erweckte Buhoma Lodge. Wir nähern uns in großen Schritten dem Höhepunkt der Reise und sind inzwischen auf ca. 2.000 m angekommen. Die Nähe zum Äquator spürt man hier gar nicht mehr, im Gegenteil abends wird der Ofen angemacht und die Jacken angezogen.
Nach einer weiteren Nacht in einer sehr schön lokal geprägten Lodge mit gutem lokalem Essen, sauberer Einrichtung und gemütlichen Betten geht es nun zum Treffpunkt mit den Rangers der Berggorillas. Zum Schutz der Tiere ist der Besuch der Gorillafamilien durch die Touristen stark limitiert und administrativ geregelt.
Die Touristengruppen dürfen maximal 8 Personen pro Besuch betragen, jede Familie erhält nur einmal täglich Besuch für genau 1 Stunde. Die Agentur muss den Besuch im Vorfeld beantragen und bezahlen und die Verwaltung teilt einem die Familie zu. In dieser touristenarmen Regenzeit konnte unsere Agentur die Familie und somit den Treffpunkt mit der Rangerstation auswählen. Die Gebühr beträgt aktuell 600 USD pro Person – klingt sehr viel und ist sehr viel Geld für eine Stunde mit den Berggorillas, aber damit wird sowohl das Team der Ranger und Tracker bezahlt, der Schutz vor Wilderei, Aufzucht und Pflege von verletzten oder abgestoßenen Kleintieren bestritten sowie die einheimische Bevölkerung unterstützt, damit die Reduzierung des Lebensraums der Tiere nicht durch Umwandlung in Ackerbau und Landwirtschaft fortschreitet.
Wir nehmen jeder einen „einheimischen Porter“ mit, der sowohl den Rucksack trägt wie auch den „ungelenken“ Touristen sicher durch den steilen und wilden Regenwald schiebt, stützt und bremst – auch wenn sicher nicht jeder oder jede diese Hilfe wirklich benötigt.
Die Tracker sind seit ca. 07:00 h im „Wald“ und haben die Spur vom vorherigen Nachtplatz aufgenommen. Sie lotsen unseren Ranger mit uns total gespannten zweibeinigen Artverwandten in den Regenwald und wir haben Glück, wenn man nicht das Bestreben hat, mehrere Stunden durch den Regenwald stiefeln zu wollen, und nach nur ca. 40 Min. Wegezeit sitzt vor unserer Nase ein Silberrücken!
Unbeeindruckt mümmelt er weiter an seinen Früchten und Ästen – aber man sieht genau, wie er uns beobachtet, denn schließlich ist er auch der Chef und Beschützer seiner Familie. In der folgenden Stunde erleben wir quirlige Jungtiere am Boden, sich verfolgend und in den Bäumen schwingend, ein Muttertier mit einem kleinen Baby auf dem Rücken und weitere „Silverbacks“ – alle vor uns, hinter uns, über uns und das ein oder andere Mal quasi zwischen uns und unter uns. Aber immer haben wir den Eindruck als ob sie sich so bewegen als wenn wir Menschen gar nicht anwesend wären.
Wir treten nach genau einer Stunde beeindruckt von diesem Erlebnis den Rückweg an und die Tracker bleiben bis zum späten Nachmittag bei der Familie, bis sie ihr Nachtquartier einnehmen.
Am Nachmittag erreichen wir eine weitere dieses Mal von einem Belgier betriebenes chice „Birds Nest Resort“ am Lake Bunyonyi, ein garantiert von Bilharzioseviren freies Gewässer. Eine weitere Bootsfahrt auf dem Lake mit interessanten Hinweisen u.a. auf die frühere Nutzung einer Miniinsel als Bestrafung von Ungehorsam und der Einrichtung eines Leprabekämpfungsortes durch einen Missionar.
Für mich heißt es heute Abend Abschied nehmen von den Mitreisenden, da ich eine weitere Erkundung Ruandas vornehmen möchte. Für alle anderen steht eine „etwas längere“ Rückfahrt nach Entebbe an, um von dort auf den Flug mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba und den Nachtflug nach Frankfurt zu „springen“.
Für mich geht es mit Robert weiter an die Grenze zu Ruanda. Wie bereits vor 2 Jahren im Report über die Costa Rica-Nicaragua-Inforeise beschrieben, ist es immer wieder ein fremdartiges und gleichzeitig spannendes Erlebnis eine Landesgrenze zu überschreiten: Unmotivierte und „maulige“ Grenzbeamte, ein Schmelztiegel an unterschiedlichsten in der Regel einheimischen Grenzgängern und Kleinstunternehmern.
Und schon wieder sitze ich auf der „falschen Seite“ im Auto übrigens. Uganda hat Linksverkehr und die 7-sitzigen Landrover haben das Steuer links. Jetzt kommen wir in das französisch geprägte Ruanda mit Rechtsverkehr und der 5-sitzige Landrover Pkw hat das Steuer rechtsL. Schon nach wenigen Metern ist ersichtlich, dass der Lebensstandard in Ruanda höher ist als in Uganda… und auch die Lebenshaltungskosten… und die Unterkünfte. Eine weitere gepflegte weitläufige Lodge, die Mt. Gorilla View Lodge, nenne ich für 2 Nächste mein zu Hause bei Musanze. Die Straßen weisen erheblich weniger bis gar keine Schlaglöscher auf und die „schlafenden Polizisten“ (gleich Straßenschwellen) wie Robert sie nennt gibt es in Ruanda auch nicht – deswegen erwähnenswert, da neben Schotterpisten auch die Asphaltstraßen zuvor noch viele „Hüpfer“ hatte.
Ein weiteres Berggorillatrecking unternehme ich nicht, da Ruanda die Gebühr hierfür seit diesem Jahr auf 1.500 USD pro Person verdoppelt hat. Dafür nehme ich an einem Trecking zu den „Golden Monkeys“ teil. Auf ca. 2.000 m Höhe eine ca. 1,5 Std. relativ einfache, aber schlammige Wanderung durch den Regenwald. Diese Primaten wiederum sind ganz anderer Natur: quirlig, springend, laufend, knabbernd, balgend, spielend – auch wieder eine wunderbare und natürliche Begegnung mit schützenswerten Tieren unserer Erde.
Am Nachmittag besuchen wir ein „cultural village“, von dem ich offen gesagt nicht viel Spannendes erwartet habe. Aber da werde ich positiv enttäuscht. Anschaulich, teilweise interaktiv werde ich in die Vergangenheit geführt und mir wird teilweise launig erzählt und vorgeführt, wie das Leben bei den lokalen Stämmen vor 100 – 200 Jahren verlief. Zum Schluss werde ich zum König gekürt und Robert zu meinem Adjutanten, anschließend bin ich noch Gast einer Hochzeit (visuell) und Hochzeitsnacht (akustisch) mit traditioneller Tanzvorführung.
Die letzten Nächte verbringe ich entspannend im Lake Kivu Serena Hotel in Gisenyi an der Grenze zur D.R.C (Demokratischen Republik Kongo). Der Kongo ist ein riesiges Land mit vielen Bodenschätzen und genauso vielen (Sicherheits-) Problemen. Tony sagte, dass der Ostteil und die Bergregion mit dem Nationalpark und den dortigen Berggorillas sicher sind, allerdings kann man das nicht unbedingt für die Zukunft garantieren.
Als letzte Station meiner Erkundungsreise steht Kigali, Hauptstadt Ruandas und mein Abflugsort, auf dem Programm. Meine Reise endet mit einer genauso erschütternden Geschichte wie sie begonnen hatte!
Ich besuche das Genozidmuseum, durch das mich ein Audioguide führt. Im Frühjahr 1994 wurden ca. eine halbe Million Menschen innerhalb von 3 Monaten bestialisch umgebracht. Eine englische Stiftung hat dieses Museum zusammen mit der Bevölkerung Ruandas als Mahnmal für die Menschen erreichtet – informativ, erschütternd, mahnend, aber auch Hoffnung gebend, dass es möglich ist, Hass zu überwinden. Seit 24 Jahren lebt die Bevölkerung nicht als Tutsi oder Hutu sondern „nur noch“ als Ruander zusammen. Ruanda ist friedlich und das wirtschaftlich am schnellsten wachsende Land Afrikas!
Als Fazit meiner 2 Wochen im Osten Afrikas spreche ich sicher für alle Teilnehmer, wenn ich sage, dass wir alle etwas Einzigartiges und unverwechselbares erlebt haben: Eindrucksvolle und einmalige Tierbegegnungen, aber in meinen Augen mindestens eine genauso eindrucksvolle Bevölkerung Ugandas und Ruandas, die beide nach grausamen Menschenrechtsverletzungen jeweils zu so einem friedlichen Miteinander zusammen gefunden haben!
Ach ja… da war doch noch etwas zum Regen zu sagen…Wir fuhren in der stärksten Regenzeit… und hatten genau 2 Regenschauer – am ersten und letzten Tag unserer Reise und zwar dann wenn wir im Auto bzw. in der Unterkunft waren!